Was ich momentan nicht verstehe: Von olympischen Komitees über Sportverbände, Politiker aller Parteien bis sogar hin zu Menschenrechtsorganisationen sagen alle, ein Boykott der Olympischen Spiele aufgrund der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste in Tibet sei auszuschließen. Ein Boykott einer Sportveranstaltung aus politischen Gründen sei einfach keine gute Sache und würde den Tibetern nicht helfen. Warum auch immer.
Okay, die finanzielle Motivation und das Ducken vor der und Anbiedern an die Wirtschaftsmacht Chinas hinter diesen Aussagen kann man zumindest gedanklich nachvollziehen. Aber wie kann man ernsthaft über nachdenken, fröhliche Spiele, die eine gewisse Symbolkraft für Frieden und Völkerverständigung haben, schmerzfrei in einem Land durchzuführen, in dem gerade an anderer Stelle politische Gegner, insbesondere nicht gerade für ihre Gewaltbereitschaft bekannte buddhistische Mönche, von Polizei und Militär über den Haufen geschossen werden. Was in dem Land ja eine gewisse Tradition hat. Ganz zu schwiegen von der Verlogenheit des Regimes und dem Mundtotmachen jeglicher Kritiker und Berichterstatter.
Ich hätte da gewisse Bauchschmerzen – und würde, wäre ich Sportler, gewiß freiwillig zuhause bleiben.
Harald
Ich denke, man sollte hingehen und die Spiele als Plattform für Botschaften nutzen. Zum Beispiel könnte man doch durch das Tragen von T-Shirts oder in Interviews o.ä. auf Missstände hinweisen und dies in aller Öffentlichkeit vor Millionen von Zuschauern in den Stadien und im TV.
25.03.2008 @ 16:33
marco
Der Boykott von Moskau und L.A. hat doch gezeigt, dass das Bloedsinn ist und nicht zur Problemloesung oder Voelkerverstaendigung beitraegt.
Ob Tibet als Pufferstaat nach dem Vorbild der Inneren Mongolei unter einem theokratischen Regime die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts meistern wuerde? Irgendwie hab ich den Eindruck, dass da viele Gutmenschen im Westen so eine Art buddhistisches Reservat nach dem Vorbild Bhutans herbeisehnen, ohne echte Konzepte fuer eine Entwicklung der Region zu haben.
26.03.2008 @ 02:43
Arkadius
Ich schließe mich Marco an. Was soll ein Boykott bringen? Beruhigt nur das eigene Gewissen. Geschäfte werden weiter mit China gemacht. So lange Eurozeichen den Menschen die Sinne vernebeln, wird sich nicht viel tun.
26.03.2008 @ 09:54
Chris
Schwierige Sache. war halt schon ein Fehler den Jungs die Spiele zuzuschustern. Aber tausende Journalisten und Sportler, die eventuell schon ihre Art von öffentlicher Kritik finden werden, sind ja auch eine Chance. Ein Olympiasieger wird bestimmt nicht hingerichtet oder in den Knast gesteckt, weil er ein Tshirt mit der Aufschrift „Free Tibet“ anzieht. Mal gucken was da so geht und wieviel Courage die Journalie und der Sportler so hat. Die gierigen Jungs um Herrn Rogge haben sicherlich wenig davon.
26.03.2008 @ 11:57
Johannes
Also sollte man lieber ein paar Container „Free Tibet“-T-Shirts am besten von Taiwan nach Peking verschiffen und einen Merchandising-Stand auf dem Tian An Men aufbauen? Stelle ich mir lustig vor… :-)
Die Chinesen selbst werden von solchen Protesten aber eh nichts mitbekommen, weil chinesische Medien zensiert sind und so etwas nicht zeigen werden. Und die Straßen werden auch weitestgehend sauber gehalten von unliebsamer Meinungskundgabe. Und daß die Chinesen unliebsame ausländische Journalisten ebenfalls kurzerhand aus dem Land werfen, hat man ja gerade auch wieder gesehen. Wie schmerzfrei die bei der Olympiade damit sind, wird sich zeigen. Und selbst wenn diese von Protesten berichten: egal, die Chinesen werden das eh nicht mitbekommen.
Effektiver ist vermutlich, wenn die merken, daß die ihre ganzen Städte umsonst dreimal umgegraben haben, weil einfach keine Olympiade stattfindet.
26.03.2008 @ 16:34
Chris
Sprach der Mann der wochenlang von oben nach unten in China rumreiste. Stimmt. Da gibt es einen riesigen Intern/Extern Unterschied…. ;)
26.03.2008 @ 19:03