Okay, im Allgemeinen habe ich mit meinen Nachbarn hier im Haus nicht allzuviel zu tun, zu mehr als einem freundlichen „Hallo“ und „Guten Tag“ im Hausflur hat es noch nie gereicht. Ich habe auch nie an irgendwelchen Türen geklingelt, um mich mit einer Flasche Wein in der Hand als der nette Nachbar von nebenan vorzustellen, und auch bei mir hat noch niemand in freundlicher Absicht angeklopft, außer wenn nachts um 11 mal die Musik zu laut war.
Früher gab es ja nebenan bei mir irgendso ein Asi-Päärchen, wo er schon mal gerne nachts um zwei die gesamte Wohnung zerlegt und dabei lautstark „Du Schlampe, du Fotze, du hast unser ganzes Geld ausgegeben, jetzt haben wir 10000 Euro Schulden!“ festgestellt hat. Irgendwann wollte er auch mal nachts mit mir kiffen, was ich jedoch dankend ablehnte, und bei einem weiteren Zwischenfall stand sie mal heulend bei mir vor der Tür, ich solle die Polizei rufen, er würde am Montag für 3 Jahre in den Knast gehen, und er hätte die Wohnungsschlüssel mitgenommen und sie käme mit dem Kind nicht mehr hinein.
Oder es gab den 45-jährigen Vokuhila-Schnauzbartträger mit Schäferhund und asiatischer Freundin unter mir, der gerne sonntagsmorgens um sieben Kirmes-Techno à la Scooter in voller Lautstärke hörte, und der irgendwann auch mal komplett ausgerastet ist, weil ihn der Büdchenbesitzer von gegenüber angeblich um 5 Euro Wechselgeld beschissen hatte, wonach er eine geschlagene Stunde lang im Wahn Morddrohungen über die gesamte Straße verbreitet hatte, bis dann zu der Menschentraube unter meinem Fenster auch noch ein paar Polizeiwagen stießen, die ihn dann schließlich mitnahmen, nachdem er auch noch auf die Polizeibeamten losgegangen war.
Alles kein Scherz!
Inzwischen ist es aber deutlich netter geworden hier im Haus. Nebenan wohnt jetzt eine nette junge Familie, unten im Erdgeschoß ist da, wo früher die rote Laterne hing (ja, ich hatte kurioserweise wirklich auch mal eine Zeit lang schwarzafrikanische Damen des Beischlafgewerbes mit ihren Arbeitsräumen – sprich Puff – im Hause, ebenfalls kein Scherz!) scheint jetzt das Büro eines eher im Kreativgewerbe tätigen anderen Päärchens hier im Haus zu sein, unter mir sind Koreaner eingezogen, die abends gerne zusammen mit ihren Freunden kleine klassische Hauskonzerte mit Klavier, Geige und Gesang veranstalten, und heute morgen wurde ich zum ersten mal auch von oben – um 10:05 Uhr Ortszeit schon eine ganze Stunde lang – von freundlicher und gekonnter Klaviermusik überrascht und sanft aus dem Schlaf geweckt.
So starte ich doch gerne in den Tag, und vielleicht werde ich ja auch einmal nach verrichtetem Tagewerk die Aktion mit der Flasche und dem Klingeln veranstalten. Könnte doch nett werden.
Und allen Lesern wünsche ich einen schönen Tag! :-)