Ein Fahrkarte für die Bahn zu kaufen, kann bisweilen etwas schwierig sein. So kann der Automat, wenn er nicht gerade vollständig defekt ist, außer Stande sein, eine EC-Karte zu lesen, Kreditkarten werden im Nahverkehr natürlich nicht akzeptiert. Oder man hat gerade nicht das passende Kleingeld parat, und der Automat kann natürlich auch nicht wechseln, oder man ist einfach mal spät dran.
Und ich habe auch schon durchaus klug wirkende Menschen an der völlig unsinnigen Trennung von Nah- und Fernverkehr in zwei nicht zusammenarbeitende Bestellprozesse innerhalb der Automaten-Software verzweifeln sehen.
So landet man z.B., wenn man sich im Default-Modus „Fernverkehr“ befindet, einen Nahverkehrszug wählt, und unterwegs das Kleingedruckte nicht beachtet, am Ende in einer Sackgasse ohne jegliche Hinweise, wo man selbstständig darauf kommen muß, den kompletten Bestellprozeß abzubrechen, auf die Startseite zu wechseln, „Nahverkehr“ zu wählen, und den Bestellprozeß noch einmal zu durchlaufen. Ganz schlau gemacht!
Würde bspw. Amazon jemals „Oh, sie haben ja eine CD und nicht nur Bücher in ihrem Warenkorb, löschen sie diesen daher bitte komplett, und suchen Sie sich alle Waren bitte noch einmal neu zusammen, nachdem Sie auf der Startseite auf den Link „nicht nur Bücher kaufen“ geklickt haben“ sagen? Wieviele Leute dann dort wohl noch einkaufen würden? Und in meinem Job würde so etwas jeder Mitarbeiter um die Ohren gehauen bekommen, zu recht.
Naja, wie dem auch sei, in der Regel kann man in solchen Fällen, wenn es mit dem Fahrkartenkauf nicht so richtig klappt, auch im Nahverkehr problemlos direkt zum zugbegleitenden Personal gehen und dort noch eine Fahrkarte nachlösen o.ä.
Jedoch nicht so heute, wo ich die Kombination „EC-Karte nicht lesbar“, „nur noch 50-Euro-Schein dabei“ und „keine Zeit, 10 weitere Fahrkartenautomaten auszuprobieren“ hatte:
Im Zug angekommen traf ich gleich auf der Bahnbediensteten dreier, zwei ölig gegelte Schnösel in Bahner-Anzügen und eine Frau, um dann jenseitiges zu erleben:
– „Guten Tag, kann bei Ihnen bitte noch eine Fahrkarte kaufen?“
– „Nein.“
– „Äh, warum das nicht?“
– „Wir sind der Prüfdienst!“ (zeigt stolz sein Monatskarten-Prüfgerät)
– „Ja, aber ihre Kollegin kann das doch bestimmt!“
– „Nein, die auch nicht.“
– „Ähem, aber die ist doch normale Zugbegleiterin und hat doch einen Fahrkartendrucker dabei!?“
– „Nein, kann sie nicht. Wir sind der Prüfdienst.“
– „Häh? Aber…“
– „Das Betreten von Zügen ohne gültigen Fahrausweis ist verboten. Können sie nicht lesen?“
– Anderer Kollege: „Die Tür geht übrigens noch auf! Wir sind noch nicht losgefahren! Da!“
– „Das ist jetzt nicht ihr Ernst, oder? Der Automat wollte nicht, und das geht doch sonst auch immer. Was kann ich dafür, wenn der…“
– „Das ist egal.“
– Anderer Kollege: „Die Tür geht übrigens immer noch auf! Da!“
– „Ääääh… Pfff, unglaublich!“
Worauf ich wieder auf dem Bahnsteig stand und meine Verabredung grob verpaßte.
Und: bah, für dein dämliches hämisches Grinsen dabei wünsch ich dir die Pest und Hartz IV an den Hals, du Arschloch! Schon mal was von Kundenorientierung statt Konrinthenkackerei gehört? Davon, daß das System Bahn durchaus seine Unzulänglichkeiten hat, denen man mit freundlichem Service begegnen könnte? Und davon, daß ich dich vielleicht bezahle?
Hahaha, wobei mir doch glatt noch eine Meldung einfällt, die heute durch meinen News-Reader gesickert ist: Bahn will Reisenden mehr Rechte bieten — Testlauf für Entschädigungen im Nahverkehr!
Schön wär’s!
Aber mal ehrlich: wie oft kommt es tatsächlich vor, daß man im Nahverkehr komplette 1-2 h Verspätung hat, ohne auf Ersatzlinien etc. ausweichen zu können, damit diese Regelung greift?!
Und sollte man wirklich mal nachts bei Regen mitten in der Pampa stehengelassen werden, weil der letzte Bus ausgefallen ist: Bekommt man dann tatsächlich 25% der Fahrpreises, bspw. einen ganzen Euro, dafür erstattet? Nachdem man wahrscheinlich nur 1h lang 10 Formulare ausgefüllt hat? Wow wow wow, das wäre ja wirklich phantastisch!
Und noch eine weitere Sache will auch nach langem Nachdenken nicht in meinen Kopf gehen: Wieso kostet eine Monatsfahrkarte, mit der man bspw. von Düsseldorf nach Dortmund (ca. 75 km pro Strecke) fahren kann, 105 Euro, während eine Monatsfahrkarte für die Strecke Düsseldorf – Köln (ca. 35 km) 181 Euro kostet. Was — Kosten und Entfernung verrechnet — knapp den vierfachen Preis ausmacht?
Jaaaa, das kommt natürlich von den tollen Verkehrsverbünden, die sich nicht schämen, Slogans wie „Zwei Verbünde, ein Tarif“ zu erfinden!
Marco
Ich empfehle Dir da zwei sehr informative Websites zu diesem thema:
http://www.mobile.de
http://www.autoscout24.de
Übrigens steht da nach Ostern ein schnieker Opel Corsa Baujahr 2000 drin, den ich wärmstens empfehlen kann!
08.04.2006 @ 22:56
Chris
Ich lasse bei dem Laden jeden Monat rund 250 Euro für eine Jahreskarte für die Verbindung Augsburg – München. Mindestens zweimal im Monat nehme ich mir regelmäßig vor diesen Saftladen zu verlassen. Was Service und Kundenfreundlichkeit angeht ist es eine absolute Frechheit was die Bahn bietet. Ich zahle im Jahre ca. 3000 Euro und komme mit häufig wie der letzte Depp vor. Der Höhepunkt ist immer wieder: bei speziellen Auskünften oder Beschwerden für mein Abo kann ich leider nicht zum Service-Center gehen (wozu sollte ein Server-Center sonst da sein), sondern muss, da ich ein Abo habe, mich schriftlich an die Abo-Stelle in Landshut wenden.
Leider habe ich aufgrund meines Arbeitsplatzes (mitten im Herzen der Weltstadt mit Herz) und meines Wohnortes (sehr zentral in Augsburg in Nähe des Hbf) so gut wie keine andere Wahl diese Strecke zurückzulegen.
Ich könnte mich jetzt noch seitenweise auskotzen, habe aber ehrlich gesagt keine Lust mehr …
09.04.2006 @ 10:50
Arkadius
Man kauf dir doch ein Auto!
In Wesel steht ein VW Polo für 750€.
09.04.2006 @ 11:06
Johannes
Woher wußte ich eigentlich vorher, daß diese Kommentare kommen werden? ;-)
@Chris: Wow, für den Preis bekommst du ja schon fast eine Bahncard 100!
Heute war’s übrigens auch wieder toll: 25 MInuten auf die S-Bahn gewartet, keine kommt. Bis dann irgendein Sicherheits-Typ vorbeikam und eine Baustelle verkündete, weswegen die S-Bahn den ganz Tag lang ausfallen würde. Kein Aushang, keine Lautsprecherdurchsage. Zum Hbf durfte ich dann per Taxi fahren, meinen Zug hab ich natürlich trotzdem verpaßt.
09.04.2006 @ 16:08
Arkadius
Laaaangweilig.
Kauf dir ein Auto. Aber dann hättest du nichts zu schreiben:-)
09.04.2006 @ 17:54
Marco
Du gibst im Jahr 12*181€ für eine Monatskarte aus, löst und bezahlst aber noch weitere Fahrkarten, wenn Dir dies glückt. Einen Toyota Aygo bekommst Du unter 10.000€, den kann man 10 Jahre fahren und hat dann praktisch 1000€ Wertverlust im Jahr gehabt. Da Du zur Arbeit fährst, macht das etwa 15.000km, dazu rechne mal 5000km privat in einem Jahr. Du mußt für Steuern und tanken noch etwa 1600€ berappen. Versicherung, Reifen und Öl rechne mal mit 500€ pro Jahr. Macht unterm Strich 3100€ – (2172+x)€, also Mehrkosten von 928€ gegenüber der Bahn unter Vernachlässigung Deiner ganzen Nahverkehrskosten.
Den ganzen Ärger mit dem Nahverkehr wärest Du also für weniger als 2,50€ am Tag los.
09.04.2006 @ 20:51
Arkadius
Danke Marco. Gut vorgerechnet. Also Herr Lietz der Polo steht immer noch in Wesel. Wir haben ihn gestern noch gesehen.
10.04.2006 @ 08:48
Chris
Tolle Milchmädchenrechnung, wenn man mal etwas genauer rechnet, wird man viel günstiger als mit der Bahn sicherlich nur unter bestimmten Bedingunen und auf den wenigsten Strecken hinkommen.
Leider gibt es die Bahncard 100 in meiner Kategorie erst für 5500 Euronen, daher verlasse ich mich jetzt noch auf mein Abo.
11.04.2006 @ 12:05
Arkadius
Ich weiß nicht. Ich kenne Herrn Lietz jetzt seit 12 Jahren. Und so wie ich ih kenne, kommt er mit einem Auto billiger weg.
11.04.2006 @ 15:30
Johannes
Also ich komme mit einem Auto ungefähr auf folgende Rechnung:
10000 Euro Anschaffung + 4000(?) Euro Verschleiß/Reparaturen/Ölwechsel/Wäsche über die Jahre / 10 Jahre / 12 Monate = 117 Euro/Monat
20 Arbeitstage * 80km + sonstige Fahrten macht ca. 2000km / Monat
Macht bei 6 Liter Sprit/100km und 1,50 Euro/Liter (sehr konservativ für die nächsten Jahre) 180 Euro/Monat
Versicherung 300 Euro/Jahr /12 Monate macht 25 Euro/Monat
KFZ-Steuer: 10/Monat
Parkgebühren und Knöllchen: mind. 30 Euro/Monat
Macht also übern Daumen 360 Euro /Monat, also schon so etwa den doppelten Preis wie eine reine ÖPNV-Lösung.
Klar, man ist natürlich meist schneller unterwegs und wesentlich flexibler, vor allem abends.
Carsharing ist vielleicht auch noch interessant, vor allem, weil ich eine Shell-Drive-Station direkt vor der Wohnungstür hätte.
Insgesamt wirds bei mir aber auch wieder ein Auto werden, zumindest solange ich noch in Köln arbeite. Bei nem Arbeitsplatz in Ddorf sähe das wahrscheinlich wieder anders aus…
11.04.2006 @ 16:31
Arkadius
10000 €. 750 € tun`s doch auch. Du sagst doch immer es muss nur fahren. Ich habe auch eine Rechnung für dich.
Du kaufst dir für 750€ ein Auto und schenkst mir dir restlichen 9250€. Dafür fahre ich dich mit meinem Auto nach Wesel, wo dein neues Auto steht. Na ist das ein Deal:-)
11.04.2006 @ 17:34
elli
„Parkgebühren und Knöllchen: mind. 30 Euro/Monat“
das nenn ich mal realistisch und vorbildlich gerechnet ;)
12.04.2006 @ 11:26
Arkadius
Also ich kriege keine 30€ Knöllchen im Monat.
12.04.2006 @ 11:45
Johannes
Du arbeitest offensichtlich nicht in einer Innenstadt! Direkt bei mir vor dem Büro kostet das Parken 8 Euro pro Tag(!), 500m weiter immerhin noch 3, kostenlose Parkplätze gibt es in ganz Köln nicht. Macht also immer noch rund 60 Euro pro Monat, also eigentlich doppelt so viel wie oben veranschlagt! Und da ist dann noch kein Falschpark-Knöllchen oder die Parkhaus-Gebühr für den samstäglichen Einkauf drin.
12.04.2006 @ 13:12