„Umweltprämie“

Ich muß das jetzt doch noch mal rekapitulieren, was unsere Bundesregierung sich da mal wieder mit Umweltprämie bzw. im Volksmund auch Verschrottungsprämie ausgedacht hat:

  • Lieschen Müller hat ein 10 Jahre altes Auto, das vielleicht nicht mehr das schönste, aber ansonsten noch vollkommen intakt ist.
  • Dieses Auto soll sie nun, obwohl wirklich noch gut brauchbar, einfach verschrotten, um sich dann ein neues zu kaufen. Das alte zu verkaufen gilt nicht, es muß unbedingt in die Schrottpresse, der Wert muß vernichtet werden.
  • Für das neue Auto bekommt sie dann quasi von mir persönlich als einem Teil der Steuerzahler 2500 Euro geschenkt, einfach so.
  • Diese 2500 Euro hab ich natürlich gerade nicht einfach so rumliegen, dafür muß ich erst noch einen Kredit aufnehmen. Das mit dem Kredit mache ich natürlich nicht persönlich, das erledigen die Frau Merkel und der Herr Steinbrück freundlicherweise für mich. Dafür brauch ich auch noch nichtmals eine positive Schufa-Auskunft vorzulegen, obwohl die dank enormer bereits laufender Kredite bestimmt nicht gut aussehen würde. Ich hab ja quasi in den letzten 30 Jahren auch noch nie ansatzweise einen Kredit getilgt.
  • Ich persönlich möchte zwar auch ein tolles neues Auto haben, bekomme aber kein Geld dafür geschenkt. Ich hab ja auch kein funktionierendes altes, das ich zuvor auf den Müll werfen könnte.
  • Das neue Auto von Frau Müller braucht natürlich viel mehr Energie und verpestet die Umwelt viel mehr. Dazu muß sie gar nicht mal von ihrem Nissan Micra auf einen Audi Q7 umsteigen, es reicht schon, sich ein aktuelles „Super-Umwelt-Blue-Motion-Hastenichtgesehen-Spar-Auto“ gleichen Typs zu kaufen.
  • Zudem wird natürlich bei der Herstellung des neuen Autos auch ganz viel Energie unnötig verbraucht, deswegen heißt heißt das Ganze ja auch „Umweltprämie“.
  • Neuwagen-Karl freut sich über unverhofften Umsatz.
  • Autowerkstatt Meier dagegen nicht so sehr, denn Lieschen Müller kommt ja nun nicht mehr, um ihr altes Auto reparieren zu lassen, und Herr Meier muß sogar ein paar Angestellte entlassen.
  • Autoverwertungs-Ede wiederum hat eine neue Goldgrube entdeckt, denn eigentlich tolle Gebrauchtwagen lassen sich bestimmt auch irgendwie ganz „kreativ verschrotten“. Herr Mtombo und Herr Ivanov freuen sich daher über prima Gebrauchtwagen zu Schnäppchenpreisen.
  • Lieschen Müller hingegen kauft sich einen tollen neuen Daihatsu Cuore von Herrn Teruyuki, denn auch mit meinen 2500 Euro ist ein neuer Golf, geschweige denn ein Audi A6, nicht drin – sonst wäre sie ja vorher auch keinen 10 Jahre alten Nissan Mirca gefahren. Auch Herr Zetsche und die Quandts haben wenig von meinem Kredit, den ich ja eigentlich extra aufgenommen habe, um sie zu unterstützen. Schade.
  • Auch mein Fernseher ist bestimmt schon 2-3 Jahre alt, und ein neues Sofa wäre toll. Aber ach, man muß Prioritäten setzen, für eine einzige Produktgruppe sinnlos Geld aus dem Fenster zu werfen muß langen.

Und die Moral von der Geschicht? CDUSPD wählen lohnt sich nicht.

13 Antworten Subscribe to comments


  1. Dirk

    Die Verschrottungsprämie ist ja wohl ein Witz. Also es ist doch wohl klar. Dass das nicht umzusetzen ist. Wie soll das gehen? Die Leute, die ein altes Auto fahren werden sich sicherlich kein Neues leisten können, denn sonst hätten sie wahrscheinlich schon eines. Also werden die Autos auch nicht verschrottet. Ich verstehe die Logik dahinter ehrlich gesagt nicht so ganz.

    PS: Egal wen man wählt, die machen doch alle das Gleiche und nichts ist wirklich gut und hilft uns weiter.

    29.01.2009 @ 12:57


  2. Johannes

    Ob die aktuellen Oppositionsparteien es besser machen würde, sei mal dahingestellt. Der handwerkliche Dilettantismus, mit dem die Regierungsparteien zu Werke gehen, ist aber erschreckend…

    29.01.2009 @ 13:37


  3. Marco

    Zeigt den Realitaetssinn deutscher Politiker. Die leben offenbar in einer Parallelwelt.
    Nur mal als Beispiel, was andere Regierungen so machen, etwa die Kanadier:
    -das Kindergeld wird etwas angehoben. Da das eh sozial gestaffelt ist, hilft das armen Familien. Allerdings sind die Betraege absolut auch alles andere als fuerstlich.
    -die Mittelklasse wird steuerlich etwas entlastet, koennen ein paar 100$ sein. Ob das Geld in Konsum oder die neuen steuerbefreiten Sparbuecher fliesst, wird sich erweisen. Da viele Waren importiert werden, ist der Effekt also wohl eher langfristig positiv, wenn Leute mit dem Geld Schulden abbauen oder Reserven anlegen, aber es hilft der Konjunktur nicht viel.
    -Renovierungen werden gefoerdert. Auf Betraege ueber 1000$ bis hin zu 10.000$ gibt es 15% Tax Credit, also bis zu 1350$, auf dieses Jahr begrenzt. Von Renovierungen profitieren v.a. heimische Handwerker, Lieferanten, da Baumaterialien auch teilweise lokal hergestellt werden, bleibt das meiste Geld im Land.
    -Infrastrukurprojekte etc. gibt’s auch, etwa Windkraft, Brueckensanierung usw. Ist aber auch nicht alles sinnvoll, was die Prioritaeten angeht (man saniert den Hbf statt das Streckennetz zu erweitern?)

    29.01.2009 @ 14:59


  4. Johannes

    Hier gibt es aber auch ganz massive Steuersenkungen für Normalbürger, um die mal so richtig in Konsum-Ekstase zu versetzen! Geplant sind glaube ich so ungefähr 10-20 Euro pro Bürger und Jahr! :-)

    29.01.2009 @ 15:12


  5. Chris

    Ein ganz deutsches Problem! Frau Merkel und Ihre Ahnen würden sich eher ne Dauerwelle mit Miniplie zulegen als die Steuern sigifikant zu senken.

    Zu der Abwrackprämie. Da wird ja noch nicht mal ein Hehl draus gemacht, dass die ausschliesslich nur eine Stütze für die Autowirtschaft ist. Das da in erster Linie Importware von profitiert ist den Lobbyisten wohl egal. Die haben ja meist mehrere Klienten ;)))

    Und zur Politik… Wir haben die Relativitätstheorie halt in allen Parteien perfektioniert. Kleinstmögliche Idee * Kleinstmöglicher Kompromiß = lächerlicher Konsens.

    29.01.2009 @ 16:10


  6. Johannes

    Wenn es die Autoindustrie in irgendeiner Form unterstützen würde: von mir aus.
    Ich behaupte aber einfach mal, daß 50% der Abwrackprämie zu Metallblöcken gepresst auf direktem Wege buchstäblich in den Müll wandern, 40% zu asiatischen Autoherstellern, 10% in die Kassen deutscher Autoverkäufer, und ein paar VW Kleinwagen werden vielleicht auch noch verkauft. Hört sich nicht besonders effektiv an…

    29.01.2009 @ 16:29


  7. Chris

    Richtig!
    Gibt es eigentlich einen Schrottplatzbetreiber an der Börse….;)) Währen interessante Papiere im Moment, wäre da nicht die Abgeltungssteuer ;)

    29.01.2009 @ 16:39


  8. Marco

    Kupferdrahtabfall ist ein boersennotierter Altmetallverwerter, aber auch da ist die Nachfrage gesunken, denk ich mal.
    Vermutlich haben ein paar CDUSPD-Abgeordnete studierende Kinder, die statt des elf Jahre alten, von Mama geerbten Polos zum bestandenen Zwischenexamen einen einen schnieken Yaris kriegen sollen und so kam es dann zu dieser Schnaps-Idee.

    Bei den Steuersenkungen, mal abgesehen von den Renvierungsanreizen und Geschenken fuer kleinere Firmen, bin ich mir hier auch nicht ganz sicher: Einkommenssteuer geht runter, dafuer meine Grundsteuer ordentlich rauf – da wird am Ende auch nur umverteilt. Vielleicht doch kein rein deutsches Problem?

    29.01.2009 @ 22:21


  9. Sistaweb » Kleiner Mädchentraum

    […] hat’s hiermit einfach auf den Punkt […]

    29.01.2009 @ 23:28


  10. Fensterfolien

    Die Umweltprämie ist einfach nur ein Witz und dazu noch ein sehr schlechter. Wer kann sich denn mal eben so ein neues Auto leisten ? Klar die Politiker, die haben bestimmt damit kein Problem. Ich glaube nicht, dass die Umweltprämie irgendetwas mit der Umwelt zu tun hat und der Autoindustrie hilft sie genausowenig wie dem durchschnitt Bürger. Ich frage mich wo das noch Enden wird.

    31.01.2009 @ 22:42


  11. Ruben

    Ich finde nicht, dass die Umweltprämie ein Witz ist. Also bitte. Es werden täglich sehr sehr viele Autos zum Schrotthändler gebracht und diese können sich kaum noch retten vor lauter Autos. Ich finde das super. Allerdings hat die Prämie einen Nachteil. Die Leute kaufen sich eben keine neuen deutschen Autos, sondern „Ausländer“ weil diese teilweise einfach billiger sind und man da Geld sparen kann. Also die Prämie war gut und die Idee ist auch gut, aber leider wird die deutsche Wirtschaft nicht ganz so angekurbelt wie gedacht.

    08.02.2009 @ 12:34


  12. Johannes

    Die Frage ist ja: Warum soll es gut sein, daß sich die Schrotthändler vor Autos kaum noch retten können? Wenn neue Autos einen signifikanten (Umwelt-)Vorteil gegenüber alten hätten: von mir aus. So wird aber einfach nur etwas sinnlos weggeworfen, was eigentlich noch einen guten Nutzwert hat.

    BTW: Letzte Woche waren wir mal bei einem Autohändler, eigentlich um uns mal nach einem Gebrauchtwagen umzuschauen. Neue Klein- und Jahreswagen konnte er uns gar nicht zeigen, die waren wohl alle restlos ausverkauf!

    08.02.2009 @ 14:27


  13. Daniel

    wenn man sich das mal vorstellt. ein neuwagen zu produzieren verbraucht unmengen CO2. das soll jetzt sparsammer sien als der einer liter den der neuwagen jetzt weniger auf 100km verbraucht. naja da werden die leute ma wieder doof gemacht.

    13.06.2009 @ 13:20


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