Zahnpasta im Plastikbeutel ist kein Terrorismus

Skurilität gestern Morgen am Düsseldorfer Flughafen: Ich hab mein minimales Reisegepäck nicht eingecheckt, sondern als Handgepäck mitgenommen. Beim Sicherheitscheck dann das Problem: Meine Tasche mußte durchsucht werden, und ja, ich dürfe meine ca. 30 ml in der Flasche verbliebenes Eau de Toilette und die fast leere Tube Zahnpasta mitnehmen, aber ich müsse unbedingt noch mal aus dem Sicherheitsbereich raus, und mir dafür einen Plastikbeutel kaufen – sonst dürfe ich das nicht. EU-Sicherheitsvorschrift!

Also wieder zurück, glücklicherweise passendes Kleingeld gehabt, für 1 € an einem Automaten ohne Wechselgeldrückgabe ein Päckchen mit 2 handelsüblichen Zip-Loc-Plastikbeutelchen, mit denen ich auch Lebensmittel im Gefrierschrank einfrieren würde, gezogen. Aufschrift „Gemäß den EU-Sicherheitsbestimmungen für Handgepäck“. Wieder in der Schlange angestellt, 10 Minuten später durch die Schleuse gelaufen, und wieder das Problem: „Oh. Mein. Gott. Sie müssen doch auch unbedingt die Zahnpasta auch in den Plastikbeutel packen, bevor Sie das Gepäck durch den Scanner laufen lassen! Jetzt müssen wir das alles noch mal scannen!“ Spach’s, packte meine Zahnpasta nebst Eau de Toilette in den Beutel und ließ sie noch einmal in einer grauen Kiste durch den Scanner fahren.

Und jetzt frage ich mich ernsthaft: Wofür soll das gut sein?

Meine Erklärungsansätze bisher:

  • Wird Terror-Zahnpasta durch einen Plastikbeutel vielleicht zu normaler Zahnpasta?
  • Machen kleine Plastikbeutelchen Terror-Zahnpasta im Scanner erst sichtbar?
  • Kann Zahnpasta in Flugzeughandgepäck gelegentlich mal explodieren, wenn man sie nicht in ein Plastikbeutelchen packt?
  • Stürzt das Flugzeug womöglich ab, wenn ich den Beutel nach der Sicherheitskontrolle heimlich auf dem Flughafenklo wieder entferne?
  • Ist es eine psychologische Barriere für Terroristen, ihre unentdeckte Terror-Zahnpasta auch zu benutzen, wenn sie einmal in ein leicht wieder zu öffnendes Beutelchen gepackt wurde?
  • Oder ist es vielleicht einfach nur fiese Vetternwirtschaft, beim der der mächtige Boss des Plastikbeutelchen-Herstellerverbandes seinem Schwager im EU-Flugsicherheitsgremium aufgegeben hat, eine neue Sicherheitsregel zum Wohle der darbenden Plastikbeutelchen-Industrie einfließen zu lassen?

Wer weiß Rat?

5 Antworten Subscribe to comments


  1. eHeldin

    Meine Güte, was für ein Theater! Spannenderweise habe ich bei meinen beruflichen Tagestrips noch nie ein solches Anti-Terror-Zip-Beutelchen verwendet und hatte trotz Deo, Mascara und kleiner Handcreme-Tube im Laptop-Täschchen niemals solche Diskussionen beim CheckInn.

    Muss also an deiner terror-typischen Ausstrahlung liegen, lieber Johannes!

    22.05.2009 @ 08:43


  2. Chris

    Ich denke auch… 2 Möglichkeiten:
    Entweder du strahlst mit deinem 3m Bart den Terror förmlich aus, oder – was wohl noch ein klitzekleines Bisschen wahrscheinlicher ist – Vorschrift ist halt Vorschrift ;) Wir sind hier schliesslich im Lander der Dichter und Denker, aber auch der Din Normen ;) !!!!

    22.05.2009 @ 14:09


  3. Marco

    Das kannst du woanders aber aehnlich haben, hat ausnahmsweise nichts mit Deutschtum zu tun. Mir wurde eine fast leere Deodose abgenommen, weil 100mL drauf stand.
    Besonders toll ist nach wie vor, wenn alle im Sommer ihre Schuhe mit den Terrorsohlen ausziehen duerfen, um dann die Kaesesocken der Umwelt preiszugeben. Sogar auf Inlandsfluegen.

    27.05.2009 @ 02:18


  4. Marco

    Mit Nacktscanner waer das nicht passiert:
    http://www.youtube.com/watch?v=Am2-JTUAISM

    07.06.2009 @ 14:58


  5. Johannes

    Sehr schön! :-)

    07.06.2009 @ 22:40


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