Neu! T-CustomerTrickery jetzt mit MassivePlus-Option

Klar, auf dem deutschen Telefonmarkt hat sich in den letzten Jahren nach der Öffnung desselbigen für neue Anbieter einiges getan, und viele Kunden telefonieren nun gerne über die zum Teil erheblich preiswerteren neuen Anbieter anstatt über den alten Ex-Monopolisten.
Der möchte natürlich gerne seine Kunde und Umsätze behalten (würde ich ja auch wollen), aber anstatt über gute Produkte, Dienstleistungen und nichtzuletzt Preise die entlaufenen Schäfchen zurückzugewinnen wendet der T-Konzern in meinen Augen nicht mehr ganz saubere Methoden an. So gesehen bei meinen Eltern.

Diese erhielten vor ca. einem halben Jahr einen Anruf von Tele2, ob sie nicht deren günstige Tarife nutzen und eine Preselection für Tele2 einrichten wollten. Telefon-Marketer an sich sind ja ein Graus, aber prinzipiell konnte ich das ganze Vorhaben unterstützen, da meine Eltern sich nicht mit Dutzenden von Tarifoptionen und Anbietervorwahlen herumschlagen, sondern einfach nur unkompliziert und preiswert telefonieren wollen, und so wurde diese Preselection dann auch eingerichtet.

Das sieht die Telekom natürlich nicht gerne, denn von nun an gehen alle Umsätze außer der monatlichen Grundgebühr erstmal an die Konkurrenz. Allerdings ist man bei der Telekom ja auch nicht untätig, und so hat man einige Gegenmaßnahmen erschaffen.

Zunächst einmal wurde da ein wahrer Tarifdschungel herangezüchtet mit so bedeutungsvollen Namen wie Standard-Tarif, Komfort-Tarif, XXL-Tarif, XXL-Sunday-Tarif, Enjoy-Tarif, Calltime 120, CountrySelect, AktivPlus, AktivPlus Mobilfunk und Ausland, das Ganze jeweils in einer T-Net- und einer T-ISDN-Variante und mehrfach miteinander kombinierbar, T-Net 100 und T-ISDN 300 – um nur die zur Zeit aktiv vermarkteten zu nennen. Nur ausgewiesene Experten können wahrscheinlich mit allem sofort etwas anfangen.
Diesem ganzen Wirrwarr ist aber eines gemeinsam: Der Kunde soll möglichst viel Grundgebühr (fest an die Telekom) zahlen, erhält dadurch günstigere Gesprächskosten, hat dadurch weniger Interesse, über die Konkurrenz zu telefonieren, und automatisch landet wieder mehr Geld im Säckl der Telekom statt bei der Konkurrenz.

Da die Kunden aber nicht von allein freudig in diese komplizierten Tarifoptionen wechseln, hat man auch bei der Telekom das Telefonmarketing entdeckt, wobei wahrscheinlich bevorzugt Preselect-Kunden als Objekt der Begierde angerufen werden.

Dieses hat nun auch wiederum meine Eltern ereilt, und so haben die rethorisch geschulten Überrumpelungskünstler vom Callcenter meinen Eltern einen Calltime120-Tarif auf Auge gedrückt („Wir machen da nur ganz wenig mehr Grundgebühr im Monat, und schon können Sie 120 Minuten ganz umsonst deutschlandweit telefonieren! Hört sich das nicht wirklich toll für Sie an?“ „Mmh, ja, weiß nicht, vielleicht, schon…“ „Das ist ja wunderbar, daß Sie uns da zustimmen! Wir bedanken uns für Ihren Auftrag! Auf Wiederhören!“).

Nachdem ich das gehört hatte, hatte ich mich schon das erste mal aufgeregt, da ein Calltime 120-Tarif ist bei einer Preselection relativ sinnlos ist, denn um in den Genuß der 120 Freiminuten zu kommen, müßten meine Eltern mit der Stoppuhr neben dem Telefon stehen um 120 Minuten abzumessen, in denen sie mit der 01033 als Vorwahl über das T-Com-Netz telefonieren, was sie bestimmt nicht machen werden. So gesehen wären die 4,30 Euro für Calltime 120 sinnlos zum Fenster herausgeworfen. Und das Ganze wäre ein guter Fall für die diversen Verbraucherschutzorganisationen wegen klarer Fehlberatung gewesen.

So schlau ist aber natürlich auch die Telekom, und so man hat man auch gleich die Preselection stillschweigend aufgelöst! Jedenfalls hat man meine Eltern hier nicht über die letztlichen Konsequenzen von Calltime 120 aufgeklärt, so die Kündigung einer Preselection teil dieses Tarifs sein sollte, wieder ein klarer Fall von mangelhafter Beratung.

In der folgenden Auftragsbestätigung hat es natürlich auch dringestanden, aber wenn dort in einem typischen Telekom-Satz 70% der Wörter englisch oder mit reichlich Englisch durchsetzte Marketing-Worthülsen sind, dann verstehen meine Eltern nur noch Bahnhof.
Was man ihnen bestimmt nicht verdenken kann, denn auch ich werde in 50 Jahren sehr verwirrt sein, wenn in Geschäftsbriefen plötzlich die Hälfte der Wörter chinesisch sind, weil sich das vielleicht viel moderner anhört. Aber ist eine verständliche Produktbeschreibung nicht auch schon irgendwo gesetztlich festgelegt? Auch hier sollte man den denglischen Sprachverwirrern mal gehörig auf die Füße treten!

Daß dieser Calltime 120-Tarif auch rein rechnerisch Unfug für meine Eltern ist, erwähne ich jetzt nur noch nebenbei. (Damit der sich gegenüber Tele2 bezahlt machte, müßten meine Eltern in den jeweils ersten 120 Minuten im Monat nur zur Hauptzeit telefonieren und dabei nur Ferngespräche führen, bei allen anderen Gesprächen zur Nebenzeit oder im Nahbereich ist der schon wieder teurer als Tele2.)

Das ganze geht aber noch weiter, denn meine Eltern haben sich außerdem noch ein neues Telefon gekauft. Im T-Punkt und nicht bei Obi, weil sich meine Eltern im T-Punkt die beste Beratung erhoffen.
Auf dieses kleiner Technikwunder sind/waren meine Eltern sehr stolz, denn plötzlich steht ihnen die Welt so moderner Kommunikationsformen wie SMS offen, dank Rufnummernübertragung können sie immer genau sehen, wer anruft oder wessen Anruf sie verpaßt haben, und der T-Net-Anrufbeantworter ist auch schon irgendwie mit eingebaut. Und außerdem war es im Sonderangebot. Toll!
Allerdings hat dieses Gerät auch einen kleinen Haken eingebaut, auf den der Untersatz „Mit der voreingestellten Netzwahl telefonieren Sie automatisch über das Netz der Deutschen Telekom, T-Com.“ wenn überhaupt nur diffus hinweist, und dessen Konsequenzen meinen Eltern erst jetzt klargeworden sind: Mit diesem Gerät kann man dank fester 01033-Vorwahl ausschließlich nur über die Telekom telefonieren. Preselection? Eliminiert. Call-By-Call? Unmöglich. Zwangsbindung an die Telekom? Notfalls einige Jahre, bis das Gerät seinen Geist aufgibt.

Auch hier: kein Hinweis darauf beim Verkauf, die Produktbeschreibung auf der Verpackung schlichtweg irreführend, „Mit der fest voreingestellten Netzwahl telefonieren Sie automatisch ausschließlich über das Netz der Deutschen Telekom, T-Com.“ würde ich gelten lassen.

Insgesamt treffen also gewollt unübersichtliche Produktoptionen auf unverständliche Produktbezeichnungen, gepaart mit gezielt mangelhafter Beratung und Vertriebsmethoden, die irgendwo zwischen Heizdeckenverkäufer, Klingelton-Monatsabo und Dialer-Installation auf dem Computer anzusiedeln sind.

Allzu gerne ist man da wahrlich nicht Kunde, das Vertrauen in die Telekom nicht mehr da, und der Spaß am neuen Telefon ist für meine Eltern doch merklich getrübt.

Nachtrag:

Der Verkauf des fraglichen Telefons ist inzwischen schon von der RegTP verboten worden, damit sollten die Chancen für einen Umtausch eigentlich ganz gut stehen. Und die Preselection sollte mit entsprechender schriftlicher Beschwerde auch wieder kostenlos hergestellt werden können.

3 Antworten Subscribe to comments


  1. Christian

    100% ACK! Die ganze magentafarbene Produktpolitik (ich träume übrigens manchmal in #e20074…) zielt nur darauf ab, möglichst viele treue Schäfchen möglichst lange an sich zu binden, damit sie möglichst viel Grundgebühr zahlen müssen. Mein Vater ruft alle paar Tage mal seine e-Mails ab, hat dafür aber einen DSL-1000 Anschluß (plus ISDN, klar) mit einer sackteuren T-Online Option. Insgesamt kommen so Monat für Monat fast 70 Euro zusammen, ein wenig viel für Mails, wie ich finde. Aber die T-Com findet es toll.

    Ganz abgesehen davon: Allerbeste Grüße, der neue Server ist in der Mache!

    27.12.2004 @ 09:27


  2. teemow

    Tja, nachdem ich mich ebenfalls zu lange mit den T’s habe rumschlagen müssen, bin ich endlich auf dem Weg der Besserung. Das hat man nun davon, dass man umzieht.
    Historie: Ich habe den Umzug meines Telefon-Anschlusses 1,5 Monate vorher an die T-Com weitergegeben.
    1. Problem: Ich soll alleine für die Ummeldung 160€ bezahlen.
    => die 100€ für den Umzug meines T-DSL Anschlusses sehe ich nicht ein und kündige meine T-Online Flat und wechsle komplett zu 1und1.
    3. Problem: Die T-Com hat meine Rufnummer nicht mitgenommen (war beauftragt)
    4. Problem: Die T-Com hat mir die 100€ für DSL trotzdem in Rechnung gestellt. Obwohl ich das explizit im T-Punkt ausgeschlossen habe. Kein T-DSL mehr!
    5. Problem: Die T-Com gibt meinen Anschluss nicht für 1und1 frei (Zeitraum ca. 1 Monat).
    6. Problem: T-Online berechnet mir nach meiner Kündigung die letzten Tage in meiner alten Wohnung mit ECO-Tarif (5670 Min. => 80€), obwohl meine Flatrate 20 Tage Kündigungsfrist hat.
    7. Problem: T-Com stellt mir den Techniker in Rechnung, der laut T-Punkt kostenlos ist und nix gemacht hat. => 40€
    8. Problem: Die T-Online Kündigung habe ich zwar per E-Mail, Post und Fax abgeschickt (!!!), sie ist aber leider nicht angekommen.

    Daraus resultierte dann, nach viel zu viel Geduld und viel zu viel Aufwand endlich meine Entscheidung zu NetCologne zu wechseln, da ab 1.1.2005 der ISDN-Anschluss + DSL + Flatrate dort nur mit 39,70€ zu Buche schlägt, was mal grade 30€ günstiger ist als beim rosa Elefanten.

    27.12.2004 @ 12:04


  3. René

    Die gleiche Geschichte hat die Telekom bei mir auch abgezogen. Ich habe in Verbindung mit meinem DSL-Anschluß Preselect über einen anderen Anbieter. Eines Tages ruft ein Telekommitarbeiter an und sagt er möchte mir den Calltime 120 Tarif vorstellen. Nachdem ich nach einem kurzen Gespräch mein Desinteresse bekundetet hatte, sagte er, dass er mir gerne Infomaterial zusenden möchte. Woraufhin ich erwiderte, dass er dies gerne tun könne, dies jedoch nichts an meiner Entscheidung ändern wird. Eine Woche später erhielt ich statt dem Infomaterial ein Auftragsbestätigung. Sichtlich sauer, wollte ich zunächst bei der Servicehotline anrufen, wo ich jedoch nur mit einem Anrufbeantworter verbunden wurde. So blieb mir also nix anderes übrig als schriftlich zu widersprechen. Eine Woche später klingelt plötzlich am frühen morgen mein Telefon und eine automatische Stimme erzählt mir was von der Freischaltung meiner T-Net Box. D.h. trotz schriftlichen Widerspruch hatte die Telekom
    den ungewünschten Tarif nicht abgestellt. Nach einigen Telefonaten mit der Telekom konnte ich endlich doch noch erreichen, dass der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt wurde. Doch damit ist die Geschichte noch nicht erledigt, denn wie ich bei der nächsten Telefonrechnung feststellen mußte, hat mir die Telekom doch tatsächlich die Kosten für den ungewünschten Tarif anteilig in Rechnung gestellt. Als Konsequenz werde ich meine Einzugsberechtigung nun zurückziehen. Als wenn das noch nicht genug wäre, mußte ich gerade feststellen, dass der Tarif zwar mittlerweile geändert wurde aber die T-Net Box immer noch aktiv ist. Um diese abstellen zu können brauch die Telekom übrigens eine schriftliche Bestätigung. Schon komisch, wenn man bedenkt, dass ich bei der Einrichtung nicht mal gefragt wurde.

    Da mittlerweile auch einige Kollegen ähnliche Erfahrungen gemacht haben, muss man davon ausgehen, dass dies eines systematische Abzocke ist.

    09.04.2005 @ 12:06


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