Der Vermieter unseres Büros, der sich auf diesem Jazzfestival in unserem Bürokomplex in einer langen Rede als Veranstalter hervorgetan hat, scheint mal wieder keine Gnade zu kennen:

In sämtlichen Innenräumen des Bürohauses – mit Ausnahme der Büros selbst, aber inklusive sämtlicher Treppenhäuser und aller Toiletten, selbst in den Lagerräumen im Keller – hat er unzählige Lautsprecher zur allgemeinen Klanguntermalung des Gebäudes installiert. Was für eine Baumarkt-Atmosphäre er auch immer damit bezwecken will.

Jedenfalls hat er schon vor etwa einem Jahr sämtliche Büroinsassen in den Wahnsinn getrieben, als er die Lautsprecheranlage in Betrieb nahm – und den gesamten Bürokomplex mit einem einzigen Song, irgend so ein Ibiza-Acidjazz-Chillout-Zeugs, in einer wochenlangen 24/7-Dauerschleife beglückte. Im Treppenhaus, auf den Toiletten, und wenn es etwas ruhiger ist, dann hörte man ihn überall. Ein Song, wochenlang von morgens bis abends rund um die Uhr. Immer und immer wieder, ohne Ausweichmöglichkeit. Terror pur. Ich hatte schon echte Phobien, auf’s Klo zugehen, aus Angst wieder mit diesem unsäglichen Soundloop konfrontiert zu werden. Und sah mich schon mit einem Baseball-Schläger in der Hand durch das Gebäude amoklaufend in allen Ecke nach dem verdammten CD-Player suchen. Und es dauerte viele Wochen und viele Aufforderungen, dies zu abzustellen, bis er endlich reagierte, und – äh – einen anderen Song in die Dauerschleife des Todes schickte. Erst nach weiteren Wochen und weiteren Aufforderungen war dann irgendwann einigermaßen Ruhe.

Bis letzte Woche. Seitdem läuft die Permanentbeschallung wieder auf vollen Touren: Autumn Leaves, in gehobener Lautstärke, 24 Stunden am Tag, immer präsent. Auch beim Kacken. So stell ich mir Guantanamo vor.