Teezeremonie gefällig?

Yeah! Die ersten Tage hier in Peking sind bisher sehr lustig. Als westlicher Ausländer fällt man hier natürlich immer noch auf wie ein bunter Hund, und man genießt die entsprechende Aufmerksamkeit: Chinesische Touristengruppen bitten einen höflichst gemeinsam mit ihnen für ein Gruppenfoto zu posieren, die Straßenhändler laufen dauernd penetrant hinter einem her und wollten einem irgendeinen Mist verkaufen, vorzugsweise Postkarten, Fotobände der Großen Mauer („Look look, is english, is english! Make you a vely good plize! Is only 50! No wanna buy? Okay okay, I make you 10! 10! 10! No wanna buy? Okay okay, I make you 5! 5! 5! No wanna buy?“ „Argh! Fuck off, bastard!“), Flugdrachen und allerlei anderes unnützes Zeug, und die Fahrradrikscha-Fahrer wollen einen auch dauernd über das Ohr hauen. Beim Einsteigen versprechen sie einem einen Fahrpreis von 20 Yuan (2 Euro) und glauben dann hinterher 20 $ gemeint zu haben, weil sie einen unterwegs auf die Verbotene Stadt aufmerksam gemacht haben (die man ja auch so schwer übersehen kann) und sie dadurch automatisch eine Touristentour durchgeführt hätten. Aber da mache ich natürlich nicht mit! :-)

Es gibt aber auch durchaus sehr nette Begegnungen, denn es gibt viele Englisch-Studenten hier, die sehr daran interessiert sind, ihre Englischkenntnisse zu testen und dabei bereitwillig kostenlose Touristentouren durch die ganze Stadt mit einem unternehmen, mit Händlern die Einheimischen-Preise aushandeln und einem sehr gute Restaurants in irgendwelchen Hinterhöfen zeigen, die man als Tourist sonst wohl schwer zu Gesicht bekommt.
Und die sind auch sehr wißberierig was Europa betrifft (und auch schon erstaunlich vorgebildet), und man muß ihnen viele Sachen über den Westen erzählen, den sie aus finanziellen Gründen kaum zu Gesicht bekommen werden.

Mein Student von heute hat bei der Touristentour allerdings – wenn auch gut gemeint – etwas sehr über die Stränge geschlagen, als er mich in das mit über 300 Jahren älteste und exklusivste Teehaus der Stadt zu einer traditionellen chinesischen Teezeremonie entführte. Die Teezeremonie war super, die Tees hervorragend, und die ganzen Gebräuche drumherum kenne ich jetzt auch, und ich hab mir dann auch noch einen Tee zum mitnehmen überreden lassen, bei der Abrechnung bin dann aber beinahe hinten hinüber gekippt, denn wenn ich das richtig sehe, habe ich da so annähernd 300 Euro gelassen, und die wollten da auch nicht mit sich handeln lassen. Autsch!!! Dafür kann ich mir aber sehr sicher sein, daß von Kaiserin Xixi über Mao Tsetung bis Gerhard Schröder schon jeder wichtige Staatsmann und -gast vor mir dort war, wie die vielen Fotos zeigten.

Ich schaue immer noch sehr ungläubig auf meine Kreditkartenabrechnung! ;-)

Einen Besuch der Großen Mauer, den man mir im Hotel aufgeschwatzt hat, kann man allerdings getrost sein lassen, wenn man keinen besonderen Wert darauf legt: Das Ding ist vollkommen mit (vornehmlich chinesischen) Touristen überlaufen, man bekommt kein Bein an die Erde, die Händler mit ihren Mützen und T-Shirts sind noch penetranter als sonstwo, man muß auf noch mehr Gruppenfotos posieren, und es gibt sogar so eine Art Marienkäferbahn wie in einem Freizeitpark, mit der man bis knapp vor die Große Mauer fährt. An einen romantischen Spaziergang alleine über die Mauer sollte man also garnicht erst denken.

Und ach ja, British Airways kann ich inzwischen auch wieder empfehlen: Bei Essen und beim Wein kommen die zwar immer noch nicht an Air France heran, allerdings haben die mir den Hinflug mit einem mehrstündigen BA-exklusiven Mixtape von Theo Parrish auf einem der Radiokanäle versüßt, sehr angenehm!

Okay, soweit für heute, ich werde mir jetzt nach einigen kulinarischen Experimenten mit gegrillten Fröschen, Schlangen und Zikaden mal eine originale Pekingente gönnen und dann demnächst wieder weiter aus dem Reich der Mitte berichten! :-P

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  1. public void blog()

    Johannes im Land der Mitte
    Wie schön: Wir hatten noch drüber gescherzt, ob es im strengen Land der Mitte wohl Internet-Cafes mit Zugang zum heimischen Blog gibt, aber scheinbar ist das gar kein Problem. Jedenfalls bloggt der Johannes anlässlich seiner Peking-Reise, das es nur s…

    05.06.2005 @ 11:06


  2. Dadabase.de » Pflichttermin: Theo Parrish im Salon des Amateurs

    […] Pflichttermin für alle Elektroniker (und solche, die es werden wollen ;-)): Laut Blender legt am kommenden Donnerstag, 25.05., die Detroiter Electronica-Legende Theo Parrish (der von meinem China-Flug) im Salon des Amateurs in der Kunsthalle auf. […]

    20.05.2006 @ 20:21


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