Ken Park

Gestern war ich mal wieder mit Elli im Kino. Und zwar in Ken Park, dem neuesten Film von Larry Clark. Nachdem ich anfang letzter Woche mit Shrek 2 schon einen netten, aber harmlosen Familienfilm gesehen habe, war dieser jetzt eher starker Tobak: Geschildert wird der alltägliche Wahnsinn einiger Jugendlicher in einer amerikanischen Kleinstadt, in einem Wechsel verschiedener unabhängiger Handlungsstränge, brutal, pornographisch, direkt, verstörend, aber auch rührend herzerweichend.

Da heiratet der fanatisch religiöse Vater seine eigene Tochter, die seiner verstorbenen Ehefrau aufs Haar gleicht, nachdem diese „das Haus der Sünde betreten“ hat, da stranguliert sich ein psychotischer Jugendlicher selbst, während er zu Monika Seles im Fernsehen onaniert (man beachte das synchrone Stöhnen), und schlachtet später seine Großeltern ab, weil sein Großvater immer Samstags beim Scrabble „betrügt“ und seine Großmutter ohne anzuklopfen sein Zimmer betritt, um Obst zu bringen. Eine Mutter hat ein Verhältnis mit dem Freund ihrer Tochter, und ein alkoholkranker Vater bläst seinem Sohn nachts einen, weil ihn „keiner lieb hat“, nachdem er gerade von Straßenstrich zurückkommt.

Von seiner Machart erinnert der Film ein wenig an American Beauty oder Natural Born Killers, die Kamera ist teilweise schon meditativ ruhig, der Film kommt fast ohne jeden Spezial-Effekt aus, und beeindruckt mit starken Bildern, die einem nicht so leicht aus dem Kopf gehen. Weit hergeholt ist der Stoff des Film nicht, wie ein paar reale Ausschnitte aus der „Jerry Springer Show“ im Film demonstrieren, aber selten so direkt dargestellt.

Für Larry-Clark-Fans wie mich ist der Film natürlich ein Muß, und wer auf Kino abseits des Hollywood-Mainstreams steht und mal wieder einen Film sehen will, der wirklich berührt, der sollte sich diesen unbedingt anschauen.

3 Antworten Subscribe to comments


  1. elli

    ja, harter tobak ist der richtige ausdruck. kurz bevor ich eingeschlafen bin, hatte ich noch immer einige bilder vor augen (großelternmörder mit eingeschobenem gebiss in seinem rennautobett…). doch geträumt hab ich nicht mehr davon, obwohl die letzte szene schon anregend gewesen wäre… ;)
    so ein kino-abend ist wiederholenswert und vielleicht kann ich meine programmkino-vernarrtheit dank düsseldorfer schätzchen an versteckten ecken wieder aufleben lassen. würde mich freuen, johannes!

    24.08.2004 @ 09:01


  2. Johannes

    Machen wir. Es gab ja z.B. noch The Other Final, denn „Dis moovie is also for people who do noot like football“… ;-)

    24.08.2004 @ 10:09


  3. Sistaweb » Babel - der Film

    […] – diesmal im Bambi. Und bei Filmkunstkino muss ich immer an den “beeindruckenden”Kinobesuch mit Johannes denken oder auch an meinen Lieblings-Nebenjob als Filmvorführerin im Augsburger Kinodreieck, bei […]

    01.03.2007 @ 11:49


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